Skizzenbuch Tipps: Wie bleibe ich dran und wie schaffe ich es zeitlich?

Wie schaffst du es kontinuierlich ein Skizzenbuch zu füllen? Wie integrierst du das Zeichen in deinen Alltag? Diese Fragen bekam ich in letzter Zeit häufiger. Ich zeige bei Instagram hier und da ein Einblick in mein Skizzenbuch, da es Teil meines kreativen Alltags als Designerin und Illustratorin ist. Als mein aktuelles Skizzenbuch zum Ende des Jahres voll wurde, wurden die Rufe nach einer Skizzenbuchtour lauter. Gesagt, getan. Anschließend habt ihr habt mein Postfach gesprengt. Der Anlass für diesen Blogpost voller Skizzenbuch Tipps.

Wenn man genau hinschaut, sind es im Grunde zwei Fragen, die Euch beschäftigen. Nämlich: Woher nimmst du ganz konkret die Zeit im Alltag mit zwei Kindern und Job für diese kreative Praxis? Und: Wie schaffst du es dran zu bleiben, die Motivation hochzuhalten und nicht nur die ersten zehn Seiten zu befüllen? Lasst uns mit der ersten Frage starten.

Wie habe ich es geschafft seit Jahren ein Skizzenbuch zu führen und mittlerweile viele Bücher gefüllt zu haben? Wichtig ist es das Zeichnen in den Alltag zu integrieren.

Wie integrierst du das Zeichnen in deinen Alltag?

Ich fasse euch ein paar Skizzenbuch Tipps stichpunktartig zusammen, die bei mir gut geklappt haben. Vielleicht helfen sie Euch auch?

  1. Habe immer ein volles, sauberes Wasserglas parat. Nicht zum Trinken, sondern zum Auswaschen der Farbe und Pinsel. Wenn das Glas bereits da steht, die Pinsel griffbereit, das Buch sowieso, dann sind die Hürden nicht mehr so hoch einfach anzufangen.
  2. Never change a winning team, heisst in diesem Fall konkret: Das Skizzenbuch ist für mich nicht der Ort neue Farben, Techniken oder Hilfsmittel auszuprobieren. Ich nutze hier meinen liebsten Aquarellkasten, meine Gouacheauswahl und die Stifte, die ich griffbereit habe, was ja auch eine Art Selektion ist. In dem ich so vorgehe, muss ich mir keine Gedanken darüber machen, wie sich die Farben verhalten, sondern kann mich auf den Inhalt konzentrieren.
  3. Man braucht nicht immer einen klaren Kopf um zu Zeichnen. Ganz im Gegenteil. An manchen Tagen verschaffe ich mir einen groben Überblick über to-do’s und greife anschließend zum Skizzenbuch. Während ich Linien ziehe, ordnen sich meine Gedanken im Kopf und ich kann anschließend wunderbar meine Tätigkeiten mit Plan angehen. Vielleicht ist das bei dir auch so?
  4. Nimm dein Skizzenbuch immer und überall mit. Klassische Timeslots sind das Warten beim Arzt und der Spielplatz. Aber ich habe auch schon mit Wehen im Krankenhaus gezeichnet. Kostet ein bisschen Überwindung in der Öffentlichkeit zu zeichnen, aber das legt sich schnell.
  5. Fang an, auch wenn du denkst du hast nur 3 Minuten. Aus den 3 Minuten wird auch durchaus öfters mal 30 Minuten ( die Überraschung ist dann umso größer, wenn man feststellt, warum die Kinder so schön ruhig gespielt haben ).
  6. Denke konstant über Ideen nach und notiere sie dir! Ich habe immer eine Liste irgendwo rumfliegen, auf der ich mir Zitate notiere, die ich irgendwo aufgeschnappt habe oder andere Ideen. Es muss auch nicht immer die tollste Weisheit sein, manchmal reicht auch deine letzte Mahlzeit. Auf diese Art und Weise kannst du direkt zeichnen und musst dir nicht erst Gedanken machen, was du jetzt überhaupt zeichnen sollst.
  7. Priorisiere das Zeichnen! Klar, kannst du jetzt auch erst noch den Geschirrspüler ausräumen, den Termin vereinbaren und die Buchhaltung für den Monat fertig machen. Aber so wird das einfach nichts! Ein bisschen Zeichnen muss drin sein, denke ich mir. Glücklicherweise muss oft die Farbe trocknen, dass ich dann auch noch die anderen To-do’s erledigen kann.

Okay, da sind doch eine Menge Skizzenbuch Tipps zusammen gekommen. Alles nur kleine Ideen, die aber einen großen Unterschied machen können. Habt ihr noch mehr Ideen hierzu? Kommentiert gerne oder schreibt mir eine Nachricht.

Seine Materialien immer bereit zu haben ist nur einer der Skizzenbuch Tipps. Foto: Andrea Kiesendahl

Wie schaffe ich es ein Skizzenbuch kontinuierlich zu befüllen und nicht nach drei Seiten frustriert aufzugeben?

Die zweite Frage zielt eher auf die Motivation und das Dranbleiben ab. Grundsätzlich spielt die Zeit natürlich auch eine Rolle. Sich gestresst zu fühlen oder unter Zeitdruck zu stehen, kann natürlich nicht förderlich für eine kreative Praxis sein. Es gibt aber auch noch ein paar andere Stellschrauben im Kopf, an denen man drehen kann. In erster Linie geht es da auch um die Erwartungshaltung.

Warum führe ich ein Skizzenbuch? Welche Erwartungen habe ich daran?

Ein Skizzenbuch ist nicht dafür da, als Content für deinen Instagramfeed herzuhalten. Das Endergebnis kann bei Instagram landen, es sollte aber nicht die Motivation sein. In meinem Fall ist es auch so, dass der Prozess im Skizzenbuch nicht zu Instagram passt. Ich arbeite vielmehr so, dass ich manchmal 5 Hintergründe gestalte oder 3 Vorzeichnungen am Abend mache. An einem anderen Tag füge ich überall nur Details und Schatten hinzu. Im Prinzip ist es so ein wenig wie Stapelverarbeitung. Selten habe ich an einem Tag eine Seite gestaltet, die dann bei Instagram landen könnte. Diese Erwartungshaltung abzulegen ist durchaus empfehlenswert. Finde einen Arbeitsrhythmus, der zu dir und nicht zu Instagram passt. Das lässt weniger Frust aufkommen.

Script Schriftzug „Paint“ mit Gouache und Posca im Skizzenbuch

Jede Seite muss perfekt komponiert sein, damit das Buch ein Kunstwerk an sich ist. Nein.

„Ich will es nicht versauen“ hört man in kreativen Kreise häufig. Und ich verstehe das. Ich möchte auch keine hässlichen Seiten im Skizzenbuch haben. Aber diese Angst ist völlig unbegründet. Irgendwann ist mir klar geworden, dass ich meine stark deckende Gouache auch einfach verwenden kann um ungeliebte Kritzeleien zu übermalen. Nicht nur einmal, mehrfach wenn nötig. Packpapier Tape bietet sich hervorragend zum Überkleben an. Zack, wieder von vorn. Diese Hintergründe machen die Seiten durch den dicken Auftrag der Farbe zudem haptisch erfahrbar und gleich viel interessanter, so dass ich manche leere Seiten gleich zu Anfang einmal überpinsele. Es nimmt dir außerdem die Angst vor der leeren weißen Seite, denn die Seite ist ja nicht mehr leer und jungfräulich. Denk mal drüber nach.

Skizzenbuchseite mit Gouache Farbflächen als Hintergrund.

Fange nicht zwingend auf der ersten Seite an

Wenn du dich kontinuierlich von vorne nach hinten durcharbeitest, setzt du dir selbst Grenzen, die vielleicht gar nicht nötig sind. Ich fange zwar tendenziell weiter vorne an, aber springe beispielsweise auch mal wieder zurück zu Doppelseite 2. Vielleicht habe ich genau jetzt die Idee für die fehlende linke Seite? Hin und wieder überspringe ich auch ein paar Doppelseiten, wenn ich as Gefühl habe, ich brauche räumlich mehr Distanz zu vorigen Ideen.

Mein selbstgebundenes Skizzenbuch hat unterschiedlich farbige Papiere. Ich habe es nicht chonologisch gefüllt. Foto: Andrea Kiesendahl

Wenn du ein Skizzenbuch mit mehreren Papieren oder teils bedruckten Seiten hast, ist das chronologische Befüllen in meinen Augen sinnbefreit. Das würde ja bedeuten, dass man sich die Abwechslung, die man beim Binden versucht hat reinzubringen, wieder zunichte macht. Lass dich von den Gegebenheiten deines Buches inspirieren und dir nichts diktieren!

Eine Liste mit Zeichenideen steigert die Vorfreude

Im oberen Teil habe ich sie schon erwähnt, die Liste mit Ideen. Super wichtig um ins Tun zu kommen. Also mir geht es so. Wenn ich eine Liste habe, dann suche ich mir auf dieser Liste einen Prompt aus und lege los. Habe ich keine Liste, fang ich an nachzudenken, komm auf nix, fühle mich uninspiriert, scrolle Instagram und nach 30 Minuten denke ich mir: ist vielleicht doch nicht die beste Idee jetzt zu Zeichnen. Diese Situation gilt es zu vermeiden. Und die Lösung ist eben eine kleine feine Liste oder ein Fotoinspirationsordner auf dem Handy.

Was steht da drauf? Ideen dazu würden hier den Rahmen sprengen, aber vielleicht wird das ja ein weiterer Blogpost? Generell hat aber alles das Potenzial auf der Liste zu landen. Bei mir ist natürlich viel im Alltag verankert und schriftlastig, aber hier ein paar Stichwörter: Wortneuschöpfungen meiner Kinder, interessante niederländische Wörter, Wortfetzen, die ich aufgeschnappt habe, Einkaufsliste, Mitschnitte aus Podcasts, mein Mittagessen, Alphabete, Schlagzeilen, Rezepte …

Botanische Bücher mit exotischen Früchten finde ich immer inspirierend.

Das Skizzenbuch als visuelles Tagebuch

Dadurch, dass sich mein Skizzenbuch aus meinem Alltag speist, ist es auch eine Art Tagebuch. Ich erinnere mich gerne an die gezeichneten Situationen und Dinge zurück. Das ist für mich ein unglaublicher Motivator. Ich weiß, wofür ich das mache. Manch einer hat Photoalben, ich befülle Skizzenbücher.

Reiseerinnerung aus Montenegro festgehalten in meinem Skizzenbuch.
typisch niederländische Häuser mit Gouache und Fineliner im Skizzenbuch.

Zeichnen als Mittel zum Zweck: Gedanken ordnen

Neben diesem Erinnerungsaspekt ist das Skizzenbuchführen aber auch ein Hilfsmittel im Alltag. Oben hatte ich es ebenfalls bereits erwähnt, aber das Malen und Skribbeln hilft mir beim Gedanken sortieren. Schon in der Schule konnte ich besser zuhören, wenn ich einen Kuli übers Papier gleiten ließ.

Mit dem Skizzenbuch entspannen

Noch dazu entspannt es mich ungemein ( okay, wir reden hier nicht von superfeinen kleinen Details ). Was für andere der Gang zur Kaffeemaschine ist, oder das Kneten eines Massageballs, Duschen oder Joggen, ist für mich das Kritzeln oder Stempeln im Skizzenbuch. Dieser Nebeneffekt ist ziemlich förderlich und ich nehme mir öfters eine kleine Entspannungspause in dem ich zum Stift greife. Und zur Schoki. Essen und skizzieren geht leider auch gut zusammen.

Zu stempeln und Muster zu zeichnen ist repetitiv und für mich sehr entspannend.
Alphabete gehören zu meinem Standartrepertoire.

Wenn du dich kreativ zu sehr festgelegt fühlst, probier was anderes aus.

Manchmal ist man an dem Punkt, wo man sich von dem Büchlein eingeengt fühlt. Es ist vielleicht zu klein oder auch zu groß, das Papier ist nicht so tauglich, denn man möchte mal die Technik wechseln etc. Das ist total okay und ein Zeichen für deine Weiterentwicklung. Nimm das zur Kenntnis und erlaube dir auch darauf zu reagieren. Das könnte sein, dass du ein anderes Skizzenbuch eröffnest. Das heißt nicht, dass das Alte dann abgehakt ist. Meiner Erfahrung nach ist auch das kreative Machen nicht vor Phasen gefeit. Du wirst wieder zurück kommen ( außer, dass Papier war wirklich unbrauchbar ).

Getöntes Watercolor Skizzenbuch mit einfarbiger Aquarellmalerei

Du kannst der drohenden kreativen Langeweile schon mal vorsorglich einen Riegel vorschieben, indem du wie ich beispielsweise ein Buch selbst bindest und mehrere farbig unterschiedliche Papiere verwendest, die auch für unterschiedliche Techniken und Stifte besser geeignet sind. So ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass du dran bleibst, da du ja quasi mehrere Skizzenbücher in einem hast.

Ich habe übrigens mehrere Skizzenbücher genau aus diesem Grund. Gerade wenn du nicht nur mit einer Technik arbeitest, ist das für mich unvermeidlich. Ich habe Aquarellbücher, Bücher mit glatten dünnen Papieren und selbstgebunde Bücher mit vielen unterschiedlichen Papieren. Von 12x12cm bis A4 ist bei mir alles dabei, jegliche Formate. Manche lassen sich besser transportieren, manche haben eine Spiralbindung und Hardcover, so dass sie perfekt für draußen sind. Was brauchst du? Probiere dich aus.

Ein paar meiner Skizzenbücher: Verschiedene Größen und Papiere für unterschiedliche Zwecke und Ideen.

Ich hoffe Euch haben die Skizzenbuch Tipps inspiriert, so dass ihr auch ein Skizzenbuch starten wollt. Oder ihr habt schon eins, habt aber neue Ideen bekommen um das Zeichnen noch besser in euren Alltag zu integrieren?

Diese Listen sind nicht in Stein gemeißelt und werden sicher von Zeit zu Zeit ergänzt. Wenn du auch Skizzenbuch Tipps hast, der hier stehen sollte, dann lass es mich unbedingt wissen.


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