Desöfteren wurde ich schon nach meinen Gelatinedrucken gefragt. Ihr kennt sie von dem Freebie Tischkalender und den DIY Adventskalenderzahlen. Ich zeige Euch heute, wie ich das so mache und welche Materialien ich dafür nutze. Gelatinedruck ist nämlich ganz einfach und ihr braucht gar nicht viel um zu Hause selbst loslegen zu können.
Gelatinedruck im Überblick
1.Die Gelatineplatten2.Die Farbe
3.Die Schablonen
4.Das Papier
5.Der Gelatinedruck
Die Gelatineplatten
Ihr könnt die Platten selbst herstellen. Ich habe dazu dieses Rezept hier befolgt und bin sehr zufrieden damit. Ich habe die flüssige Masse auf ein Backbleck gegossen und nach dem Aushärten zurecht geschnitten. Wenn man nicht zufrieden damit ist, kann man die Platten auch einfach wieder einschmelzen und neu giessen.
Ich lagere meine Platten liegend in einem Karton. Dazwischen habe ich Plastikfolien getan, so dass sie sich gut ablösen lassen und nicht zusammen kleben. Mit der Zeit ( es ist mittlerweile 4 Jahre her ) schrumpfen sie ein wenig zusammen und die Ecken werden hart. Mich stört das aber weniger, da ich sowieso nie die ganze Platte zum Drucken nutze. Ich brauche also keine klar abgegrenzten Ränder.
Zu Anfang war die Oberfläche der Platte noch sehr gleichmässig. Über die Jahre haben sich diese Mulden und Bläschen gebildet. Ich für meinen Teil finde das hervorragend. Denn ich liebe diese Struktur. Diese Ungleichmäßigkeit macht für mich Gelatinedruck aus.
Wie der Name schon sagt: Die Druckplatten bestehen zum grössten Teil aus Gelatine. Was Gelatine ist und wo es herkommt, muss ich hier glaube ich nicht erläutern. Heute würde ich die Platten so ehrlich gesagt nicht mehr herstellen und mich nach einer tierfreien Methode umschauen. Wenn ihr da Tipps habt, dann lasst es mich doch wissen.
Wenn ihr die Platten nicht selbst herstellen wollt, könnt ihr sie auch kaufen. Ich habe sie schon desöfteren bei gut sortierten Künstlerbedarfsläden gesehen. Leider sind sie nicht ganz so günstig, aber dafür lange nutzbar und es gibt sie auch in verschiedenen Formen ( zum Beispiel rund ).
Die Platten haben keinen hohen Pflegebedarf. Überschüssige Farbe lässt sich übrigens gut mit feuchten Tüchern abtragen.
Die Farbe
Im Grunde könnt ihr viele Farben verwenden. Ich habe bisher Acrylfarben, Gouache und Linoldruckfarben getestet. Acrylfarben waren mir zu schmierig und das Ergebnis natürlich mehr glänzend als beispielsweise Gouache. Ich liebe den matten Effekt von Gouachefarbe. Der Nachteil von Gouachefarbe ist natürlich, dass sie wesentlich schneller trocknet und ihr zügig arbeiten müsst. Dewegen empfehle ich Euch Wasser zuzugeben. Aber auch hier ist Gefühl gefragt, denn zuviel Wasser ist auch nicht gut. Das Druckbild läuft zu und es gibt unsaubere Ränder.
Mit den Linoldruckfarben bin ich sehr zufrieden. Gerade wenn ihr nicht Schwarz oder Weiß drucken möchtet, könnt ihr hier wunderschöne brillante Farben mischen. Die Farben lassen sich auch mit Wasser etwas verdünnen und lassen sich anschliessend hervorragend mit dem Pinsel oder einer Walze auftragen.
Ich mische die Farben auf einer Keramikplatte zunächst mit dem Pinsel an. Die Farbe lässt sich rückstandsfrei von der Keramik mit Wasser ablösen. Wichtig ist, dass ihr eine glatte Fläche habt. Es eignen sich auch Plastikfolien zum Anmischen und Walzen der Farbe.
Die Schablonen
Hier ist vieles möglich. Ich drucke viel mit geometrischen und minimalistischen Formen, bin aber auch ein großer Freund von Buchstabenformen. Deswegen habe ich schon einen grossen Fundus an Schablonen, die immer wieder verwendet werden können.
Bei den Kreisen im oberen Bild habe ich etwas dickeres Aquarellpapier genommen. Da es beschichtet ist, wird die Farbe von den Schablonen nicht so gut aufgenommen. Das kann gut sein oder auch nicht. Wichtig ist es nur, dass ihr wisst, dass unterschiedliche Papiere unterschiedliche Ergebnisse liefern. Mehr dazu im Papierteil.
Die Buchstabenformen habe ich erst ausgedruckt und anschliessend mit dem Cutter ausgeschnitten. Da dann natürlich Toner auf den Schablonen ist, sind sie fast wie beschichtete Papiere und die Farbe perlt ein wenig davon ab. Auch toll! Die Schablonen lassen sich so auch als Stempel verwenden und auch so bekommt ihr tolle Drucke, ganz ohne Gelatineplatten. Wenn ihr lesbaren Text drucken wollt, denkt daran, dass alles spiegelverkehrt sein muss.
Natürlich sind Euch beim Herstellen von Schablonen keine Grenzen gesetzt. Freiformen sind möglich. Experimentiert mit Negativformen. Ihr könnt auch Blätter sammeln und verwenden. Oder Noppenfolie. Eine Schnur. Ach, da ist viel möglich. Aber: Übertreibt es nicht. Sonst weiß man nicht mehr, wo man hinschauen soll, weil alles überladen ist. Leider findet man im Netz sehr viele solcher Beispiele, die mich zuerst abgeschreckt haben, mich selbst an das Thema zu trauen. Denn diese Ästhetik ist so gar nicht meins. Nun denn. Ausprobieren und ihr findet raus, was gut für Euch funktioniert.
Das Papier
Es gibt nicht DAS Gelatinedruck-Papier. Was ich aber aus Erfahrung sagen kann: Vermeide zu glatte und beschichtete Papiere, denn dann haftet die Farbe nicht besonders gut. Im schlechtesten Fall rutschst du mit dem Papier auf der Platte hin und her. Entweder hast du dann zuviel Farbe aufgetragen oder dein Papier ist zu glatt. Ich spreche hier jetzt über das Papier, auf dem der Abzug am Ende sein soll.
Ausserdem würde ich weiche und biegsame Papiere empfehlen. Das Papier soll sich an die Platte ranschmiegen und so viel Farbe und Details wie möglich abnehmen. Dafür muss es unter dem Druck der Hand etwas nachgeben. Im Idealfall klebt es kurz vorm Abziehen richtig an der Platte dran.
Schön sind natürlich auch farbige Papiere. Wer sagt, dass man nur auf weiß drucken kann? Wie ihr wisst, ich bin ein Kraftpapierfan. Darauf kommt die weiße Farbe natürlich besonders gut. Probiert mal rum. Und Tipps nehme ich auch entgegen.
Der Gelatinedruck
Vereinfacht gesagt: Ihr könnt beim Gelatinedruck nichts falsch machen. Ich hatte zu Anfang ( vom Handsatz geprägte ) Erwartungen an das Endergebnis, die sich nicht erfüllen liessen und war deswegen etwas enttäuscht ( ich hatte auf scharfe Konturen gehofft ). Macht Euch frei von euren Erwartungen und lasst Euch auf das Experiment ein. Dennoch möchte ich Euch ein paar Tipps mit auf den Weg geben:
– Es muss nicht immer jede Menge Farbe sein! Im Video oben habe ich fünf Papiere bedruckt und nur einmal Farbe zu Anfang aufgetragen. Auch wenn es am Ende für euren Geschmack zu wenig Farbe ist, sind das die Papiere, die sich beispielsweise gut überdrucken lassen.
– Habt alle Materialien griffbereit! So könnt ihr zügig arbeiten und die Farbe trocknet nicht auf der Platte an. Dazu gehört auch, dass ihr die Papiere schon zugeschnitten vor Euch liegen habt.
– Wenn ihr mehrere Druckvorgänge plant und mit mehreren Farben arbeitet, dann macht Euch zu Anfang einen Plan. Meiner Erfahrung nach ist es besser hell auf dunkel zu drucken, denn bei dunkler Farbe auf hellem Druck besteht die Möglichkeit, dass der helle Druck “verloren” geht.
– Arbeitet nicht mit zu detailreichen Schablonen. Denn die Konturen werden nicht scharfkantig abgebildet und kleine Zwischenräume werden mit Farbe zulaufen. Spart Euch den Frust und plant das einfach ein.
– Bitte nehmt nur so viel Farbe wie ihr auch tatsächlich benötigt, der Umwelt zuliebe. Walzt eure Walzen am Ende doch auf sauberem Papier aus. So entsteht tolles Collagepapier.
– Ihr wisst es, aber ich erwähne es dennoch: Lasst die Drucke gut trocknen! Ich bin auch ein ungeduldiger Mensch, aber es dauert noch länger alles nochmal neu zu drucken. Macht dir doch nen Kaffee!
– Ihr müsst nicht eure ganze Platte mit Farbe bestreichen. Ich persönlich mag es diese weichen Ränder ( Erinnert mich wohl an Linoldrucksteine ) zu haben, die entstehen, wenn nur ein Teil der Platte mit Farbe bestrichen wurde. Wenn die Drucke getrocknet sind, könnt ihr sie anschliessend gut beschneiden und ihr erhaltet scharfe Kanten.
– Denkt weiter: Auch wenn Euch der finale Druck noch nicht so gut gefällt, dann kombiniert ihn doch mal mit einem schicken Handlettering. Oder nehmt ihn als Collagegrundlage. Macht eine Karte daraus. Scannt die Drucke und erstelle Vorlagen und und und…
Ok, soweit so gut! Mir fällt nichts mehr ein und ihr solltet loslegen. Lasst mich doch bitte wissen, wie ihr diesen Beitrag und das Video findet. Nur so kann ich Euch weiterhin relevante und nützliche Infos erstellen. Und natürlich: Zeigt her eure Gelatinedruck-Experimente. Ich bin mega gespannt.
Meine Gelatinedruck-Freebies zum Download:
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